Präsentation der “Tovarna Rog” (Fabrik Rog)

Poslal-a pirman, Ned, 25/06/2006 - 16:19

Der folgende Text ist die Präsentation der Initiative “Tovarna Rog” zur Einleitung des “Trans Europe Halles” Treffens im AKC Metelkova (4. Mai 2006).

Hallo. Ich bin ein temporärer Nutzer von Tovarna Rog, wo ich persönlich meinen Platz für Arbeit und Kreativität gefunden habe – als jemand, der sich mit dem Aufbau digitaler Netzwerke und Computern auskennt, gleichzeitig beteilige ich mich auch an körperlicher Arbeit, wie zum Beispiel beim Ausmalen, Kabelverlegen und ähnlichem.

Ich beginne meine “Präsentation” auf diese Art, weil die vielen verschiedenen BenützerInnen der “Tovarna Rog” versuchen, über diesen Raum in verschiedenster Weise (nachzu)denken, und gerade die Vielzahl und Koexistenz dieser verschiedenen Stimmen kann ein besseres Zusammenleben und eine bessere Gesellschaft konstituieren.

Der Prozess der temporären Nutzung der “Tovarna Rog” hat vor einem Monat begonnen, als eine Gruppe von StudentInnen begann, die Räumlichkeiten als offene Produktionsplattform zu (be)nuetzen. Die erste öffentliche Veranstaltung war eine Pressekonferenz von Antonio Negri, dessen neuestes Buch “Multitude” (dt. Vielzahl) ins Slowenische überzetzt wurde.

Die jüngere Vergangenheit der “Tovarana Rog” besteht aus 15 Jahren Missbrauch, Verleugnung und Enteignung alles brauchbaren des Grundes. Dies ist eine Konsequenz aus Veruntreuungen, langwierigen Reprivatisierungsprozessen und den Interessen von ImmobilienspekulantInnen. Der riesige Fabrikkomplex befindet sich im Zentrum der Stadt, 5 Gehminuten von Metelkova, dem Hauptbahnhof und der Altstadt. Durch unsere Aktivitäten erfährt sowohl die heruntergekommene Umgebung als auch der unmittelbare Standort selbst eineWiederbelebung, welche auf der Erschaffung neuer öffentlicher Räume durch Arbeitskreise, Workshops, Reinigungsaktionen, neue, taktische Medienproduktion, Wiederverwertung und alternativer Energielösungen basiert.

Es ist wichtig, immer und immer wieder zu betonen, dass es sich bei der derzeitigen Situation nicht um eine klassische Besetzungsaktion (“Squatting”) handelt, sondern viel mehr um die temporär veränderte Nutzung des Grundstückes. Wie auch in unserer Pressemitteilung nachzulesen ist, stehen wir auf dem Standpunkt, dass – so lange die Stadtverwaltung nicht eine klare Strategie zur Lösung des Problems dieses leer stehenden und verfallenden Standortes entwickelt und umsetzt – wir eigen-initiativ “Tovarna Rog” für alle Individuen und Gruppen, welche im nicht-profit-orientierten Bereich engagiert sind, öffnen zu wünschen, um die Realisierung von unabhängigen Produktionen/Aktivitäten künstlerischer und sozialer Natur zu ermöglichen.

Diese selbst-generierte Gemeinschaft, eingegliedert in einen experimentellen sozialen Raum, hat bis jetzt schon eine Vielzahl and freien Arbeitskreisen geboten, genauso wie tatsächliche soziale Therapie durch Arbeit für einige Einzelpersonen. Außerdem hat sie viele gefährliche und dysfunktionale Räume sicherer gemacht, und generell diesen negierten Standort durch technische Renovierungen verbessert.

Als ein informelles Netzwerk aus Einzelpersonen sind wir im Prozess langsamer aber fruchtvoller Verhandlungen mit der Stadtverwaltung. Als konstituierender Teil des öffentlichen Raumes, verwoben mit einer multi-disziplinären Plattform, möchten wir den Standort für die lokalen BewohnerInnen (er)öffnen, welche durch soziale Programme und Arbeit mir neuen Medien – wie z.B. Internet, lokale Radio und TVProduktionen – in ihrer Selbstverwirklichung bestärkt werden sollen. Um auf Befürchtungen von AnrainerInnen zu reagieren, haben wir in unserer Presseaussendung verlautbart, “wir unterstützen die Gründe, auf welchen das Metelkova Stadt Kultur Zentrum basiert, jedoch wollen wir in den Lokalitäten der verlassenen Fabrik “Rog” eine andere Art von Aktivität entwickeln, welche auf zeitlicher Begrenztheit und (einmaligen) Tagesaktivitäten beruht, und hoffen die Bedürfnisse der unmittelbaren Gemeinschaft mit einzubeziehen und zu erfüllen.”

Abgesehen von lokalen Netzwerken wollen wir ebenfalls Verbindungen mit globalen und transregionalen Netzwerken herstellen, da wir dringend Erfahrungsaustausch mit ähnlichen Räumen/(Stand)orten benötigen, während wir uns entwickeln, erforschen und Theorie und Praxis in diesem Experiment und dieser direkten Handlung verbinden. Wir glauben, dass dies sehr wichtig ist, besonders weil unser Konzept entwickelnd (Originaltext: “develop-mental”) und der Ort temporär ist, was bedeutet, dass nachdem – oder sogar bevor – die Stadtverwaltung eine konkrete Lösung für “Rog” findet, wir den Prozess der Regenerierung in anderen kritischen leer stehenden Räumen weiter führen wollen.

Wir möchten Ideen austauschen und das gewonnenWissen teilen– wie Ideen, Bedürfnisse nach, und die Verwirklichung von temporärer Nutzungspraxis Präzedenzfälle für verschiedene Arten derWieder-(be)-nuetzung, Regenerierung und Flexibilisierung von kulturellen und Produktionsstätten darstellen können, was vorteilhaft sowohl für die Stadt und Stadtverwaltung, als auch privilegienferne und marginalisierte Gesellschaftsgruppen ist.

Ähnlich unserem lokalen Prozess zur Schaffung dieses Präzedenzfalles und der Möglichkeit, die temporäre Nützung vernachlässigter und unbenützter Räumlichkeiten in der slowenischen Gesetzgebung zu verankern, hoffen wir, als informelles und organisches (d.h. ständig wachsendes und sich veränderndes) Netzwerk, dem Netzwerk TEH als FreundInnen beizutreten.

Geschrieben und präsentiert von Nova

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